Es wird intensive Forschung innerhalb von Schizophrenie betrieben. Schizophrenie ist eine psychische Krankheit, die von Veränderungen des Denkens, der Auffassung, der Sinne und der Gefühle geprägt ist. Bis heute ist noch nicht vollständig erforscht, was zu der Entwicklung von Schizophrenie führt. Man weiß jedoch, dass eine erbliche Komponente und das Umfeld eine Rolle spielen (2). Eine neue Studie hat nun bestimmte Gehirnzellen untersucht, in der Hoffnung der Ursache für Schizophrenie auf den Grund zu kommen.
Defekte Gehirnzellen können zu Schizophrenie führen
Die Gehirnzellen, die in der Studie untersucht wurden, werden auch Gliazellen genannt. Gliazellen sind Nervenzellen mit einer gewissen Stütz-und Haltefunktion. Darüber hinaus sorgen diese Zellen für die Ernährung der Nervenzellen, Versorgung mit Sauerstoff, Abbau und Abtransport von abgestorbenen Zellen und für die Aufrechterhaltung der Funktion der Nervenzellen im zentralen Nervensystem.
Eine der wichtigsten Funktionen der Gliazellen ist die Bildung einer beschützenden Fettschicht, die auch Myelin genannt wird, und die Nervenbahnen umgibt. Die Nervensignale werden durch die Nervenbahnen geleitet. Die Ummantelung mit Myelin dient der schnelleren Überleitung des Nervensignals von der einen Nervenzelle zu der anderen.
Forscher der Kopenhagener Universität haben nun in ihrer Studie nachweisen können, dass Fehler im Erbmaterial der Gliazellen zu einer herabgesetzten Produktion von Myelin führt. Bei einer herabgesetzten Myelinproduktion kann die Entwicklung des Nervensystems beeinflusst werden und zu der Entwicklung von Schizophrenie führen.
Mäuse mit menschlichen Gliazellen
Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass defekte Gliazellen die primäre Ursache für die Entwicklung von Schizophrenie sind. Diese Konklusion basiert auf eine Versuchsreihe an Mäusen. Als erstes entnahmen die Forscher ein paar Hautzellen von Menschen, die Schizophrenie in einem jungen Alter entwickelten. Diese Zellen wurden daraufhin zur Produktion von Stammzellen stimuliert.
Eine Stammzelle ist eine Zelle, die sich teilen kann und zu anderen Zellen im Körper umgewandelt werden können – unter anderem Gliazellen. Das Vorstadium der Gliazellen wurde daraufhin in die Gehirne der Mäuse implantiert und entwickelten sich dort zu richtigen Gliazellen. Die Gliazellen der Maus wurden daraufhin von den menschlichen Gliazellen niederkonkurriert. Das Gehirn der Mäuse bestand also aus den Nervenzellen der Maus und den Gliazellen der Menschen mit Schizophrenie.
Die Forscher stellten fest, dass die Gliazellen nicht funktionstüchtig waren. Die Entwicklung der Nervenzellen war verlangsamt und die Fähigkeit Myelin zu produzieren, war herabgesetzt. Das wiederum führte zu einer gestörten Signalüberleitung in den Nervenbahnen. Die Gliazellen der Patienten mit Schizophrenie können also nicht genügend Myelin produzieren und zu wenig Myelin ist mit der Entwicklung von Schizophrenie verbunden.
Mäuse mit schizophrenem Verhalten
Die Forscher machten eine Reihe von Tests an den Mäusen, um deren Verhalten zu untersuchen. Hier konnte beobachtet werden, dass die Mäuse, die menschliche Gliazellen erhalten hatten, ängstlicher waren, soziale Schwierigkeiten hatten und generell kognitive Herausforderungen erlebten.
Defekte Gliazellen
Die genetischen Defekte der Gliazellen beeinflusste nicht nur die Myelinproduktion, sondern auch die Funktion des Kaliumtransportes in der Zelle. Kalium spielt eine große Rolle in vielen Funktionen der Zelle und ist unter anderem auch dafür verantwortlich, dass die Produktion von Myelin von statten gehen kann.
Die Studie bietet neue Behandlungsansätze
Die Forschungsergebnisse können nun dazu beitragen, dass bessere Behandlungsmöglichkeiten bei Schizophrenie angeboten werden können. Da Schizophrenie nur bei Menschen auftritt, haben sich die Forscher auf menschliche Versuche begrenzt. Doch indem man die menschlichen Zellen in die Gehirne der Mäuse implantiert, kann der Forschungsprozess beschleunigt und vereinfacht werden und somit den Weg für neue Präparate und Behandlungmöglichkeit bei Schizophrenie bahnen.
Einige Stoffe sind bereits für die medizinische Behandlung von Schizophrenie zugelassen und wirken auf die defekten Nervenzellen der schizophrenen Patienten. Man testet nun diese Stoffe und erhofft sich ein Behandlungspotential. Die Stoffe beeinflussen den gestörten Kaliumtransport und man erhofft sich, dass funktionelle Kaliumpumpen etabliert werden können und die Entwicklung von Schizophrenie verhindert werden kann.
Eine andere Alternative ist das Austauschen der defekten Gliazellen mit gesunden Gliazellen, um die Entwicklung der Krankheit zu stoppen bzw. zu verhindern.
Zu jetzigem Zeitpunkt sind viele Patienten mit Schizophrenie in Behandlung – jedoch mehr oder weniger effizient (1) und deswegen könnten neue Behandlungsmöglichkeiten von großem Nutzen für diese Patienten sein.
Quellenverzeichnis: