Nun können chronische Schmerzen gemessen werden

Nun können chronische Schmerzen gemessen werden

Ungefähr 3 Millionen Deutsche leiden an chronischen Schmerzen. Forscher der Universität zu Aalborg haben nun ein Messverfahren für chronische Schmerzen entwickelt.

Viele Jahre war man der Auffassung, dass die Schmerzen von einer bestimmten Schmerzzentrale gesteuert werden – so ähnlich wie die damaligen Telefonzentralen. Heute weiß man jedoch, dass die Schmerzzentrale durch Veränderungen beeinflusst werden kann.

„Wenn man an chronischen Schmerzen leidet, kann sich das Schmerzsystem über die Zeit verändern“, erklärt der Forscher des Forschungsprojektes Professor Lars Arendt- Nielsen vom Center für Sensomotorische Interaktionen der Universität zu Aalborg. Zusammen mit seinen Kollegen hat er über Jahre hinweg versucht ein Messverfahren für die Intensität von chronischen Schmerzen zu entwickeln. Dieses Messverfahren hat unter anderem dazu beigetragen, dass die Forscher zu der Erkenntnis kamen, dass Menschen mit chronischen Schmerzen eine niedrigere Toleranzgrenze für Schmerzen haben, als Menschen ohne Schmerzen.

Bei sehr lokalen Schmerzen, wie beispielsweise im Rücken, den Armen oder den Knien über mehrere Monate, kann das Schmerzsystem eine Art „Allergie Zustand“ gegenüber der Schmerzen entwickeln.  Das bedeutet, dass die Patienten die Schmerzen als stärker werdend empfinden.

Lars Arendt-Nielsen ist zusammen mit seinen Kollegen des Centers für sensomotorische Interaktionen der Universität zu Aalborg einer der ersten Forscher, die dieses Feld beleuchten. Ihr Messverfahren ist eine einzigartige und globale Neuigkeit. Schmerzen sind eine sehr komplexe Sache mit vielen verschiedenen Mechanismen: Das Verbrennen eines Fingers beispielsweise – zuerst jagt einem ein stechender Schmerz durch den Finger, der danach in einen brennenden Schmerz übergeht – Allein das erklärt, dass mehrere Nervenbahnen in der Schmerzleitung involviert sind.

 

So wird gemessen

Das neue Messverfahren zielt darauf ab, den Schweregrad des Schmerzes zu messen. Bei Patienten mit chronischen Schmerzen ist die Schwelle für das Schmerzempfinden sehr niedrig. Man erstellt eine Kartographie über die Schmerzen – wie eine Art Wetterkarte – rote Bereiche sind sehr empfindlich gegenüber Schmerzen, während blaue Bereiche weniger empfindlich sind. Auf diese Art ist es möglich herauszufinden, wie und wo die Schmerzen am kräftigsten hervorzurufen sind.  Wenn die Kartographie sich über die Zeit verändert und es beispielsweise mehr rote Bereiche gibt, bedeutet das, dass die Schmerzempfindlichkeit gestiegen ist und die Schmerzen sich ausgebreitet haben.

„Das neue Messverfahren macht es möglich, die Schmerzintensität der Patienten zu messen und somit herauszufinden, warum sich die Schmerzen bei einigen Patienten ausbreiten oder chronisch werden.  Wir haben ebenfalls herausfinden können, dass das Gehirn die Schmerzen auf verschiedene Weisen hemmen kann. Man weiß nun, dass bei den Patienten mit chronischen Schmerzen, das Gehirn eine weniger effektive Hemmung der Schmerzen hervorrufen kann “, erklärt Lars Arendt-Nielsen.

„Das Gehirn hat ein Gaspedal und eine Bremse, die Schmerzen verschlimmern und hemmen können. Bei einigen Patienten ist das Gleichgewicht dieser zwei Komponenten jedoch gestört und besonders bei Menschen mit chronischen Schmerzen ist dies der Fall. Das Gleichgewicht dieser Funktionen ist deswegen ausschlaggebend für die Schmerzkontrolle“.

 

Von akuten Schmerzen zu chronischen Schmerzen

Man hat eine Erklärung dafür gefunden, warum lokale und akute Schmerzen sich ausbreiten und chronisch werden können.

„Warum einige Patienten chronische Schmerzen entwickeln und andere nicht, kann man bis heute noch nicht genau erklären. Wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt lediglich, dass erbliche, soziale und psychologische Faktoren eine wichtige Rolle in diesem Zusammenhang spielen“, erklärt Lars Arendt-Nielsen und hebt die Wichtigkeit der weiteren Forschung innerhalb dieses Bereiches hervor, um eine effektive Schmerzbehandlung dieser Patienten zu entwickeln.

Hier ist man inzwischen so weit, dass man recht früh im Krankheitsverlauf erkennen kann, ob ein gewisses neues Arzneimittel eine Wirkung haben könnte.

„Früher war man der Auffassung, dass Schmerzen lediglich mit Morphin gelindert werden können. Heute weiß man, dass es wichtig ist, die Substanzen im zentralen Nervensystem, die für die Schmerzen sorgen, zu bekämpfen. Deswegen werden Medikamente, die ebenfalls bei Depressionen oder Epilepsie helfen, angewendet“, ergänzt der Professor.

Es werden also Medikamente angewendet, die nicht in erster Linie für die Behandlung von Schmerzen verschrieben werden. Mit dem heutigen Wissensstand und dem neuen Messverfahren, ist den Forschern ein großer Durchbruch in der Entwicklung neuer Schmerzmittel gelungen. Dieser Forschungsbereich wird in der Zukunft einen großen Fortschritt machen”, meint Lars Arendt-Nielsen und deutet auf die Entwicklung von biologischen Schmerzmitteln hin.

„Die Forschung innerhalb der biologischen Schmerzmittel ist sehr fortgeschritten. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt gibt es zahlreiche Studien, die die Wirkung dieser Stoffe in der Behandlung von Schmerzen bewiesen haben. Wir erhoffen uns, dass die neuen Schmerzmittel nicht nur die Schmerzen lindern, sondern auch die Ursache dieser bekämpfen können. Sollte dieses gelingen, wäre es revolutionär – vergleichbar mit der Behandlung von Rheuma, die durch das Einsetzen von biologischen Medikamenten markant verbessert wurde. Diese Stoffe können die Ursache der Schmerzentstehung unter Kontrolle bringen und somit aus dem Teufelskreis brechen.

 

Quellenverzeichnis:

http://www.dr.dk/sundhed/Sygdom/Gigt/2010/1006100617.htm

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