Sie sitzen in Ihrem Büro an einem Montagmorgen. Sie sind müde und gähnen. Sie haben die ganze Nacht kein Auge zugekriegt – und nun bekommen Sie die Quittung dafür.
Die meisten Menschen haben in ihrem Leben mindestens einmal an Schlafmangel gelitten. Man fühlt sich schlapp und müde und kann nicht so funktionieren, wie man es gewohnt ist.
Wenn Sie sich auch schon mal die Frage gestellt haben, warum einige mehr von Schlafmangel betroffen sind als andere, haben Forscher nun vielleicht eine Antwort gefunden. Alle Menschen reagieren verschieden auf Schlafmangel. Das hat ein Forschungsprojekt der Washington-State-Universität nun nachweisen können – denn hier hat man eine bestimmte Genvariante gefunden.
Schlaf ist wichtig
Zu allererst ist es wichtig zu unterstreichen, dass genügend Schlaf wichtig ist, damit der Körper optimal funktionieren kann.
Das Gehirn kann zum Beispiel nur im Schlaf Abfallstoffe entfernen. Die Gehirnzellen schrumpfen im Schlaf und die sogenannte Cerebrospinalflüssigkeit kann dann an den Blutgefäßen vorbeifließen und die Abfallstoffe abtransportieren. Wenn der Körper keinen Schlaf bekommt, werden die Abfallstoffe im Gehirn angelagert. Forschung hat auch zeigen können, dass Schlafmangel die Entwicklung von der Alzheimerkranheit fördern kann, wenn man bereits Symptome dieser Krankheit aufweist.
Das Supergen und Schlafmangel
Jeder Körper reagiert anders auf Schlafmangel. Und dafür gibt es auch eine Ursache.
Vielleicht sagt Ihnen „DRD2“ nicht so viel, aber es kann sein, dass diese Abkürzung eine große Rolle in Ihrem Leben spielt. „DRD2“ ist nämlich ein Gen. Und wenn Sie eine bestimmte Variation dieses Gens besitzen, können Sie wahrscheinlich besser mit Schlafmangel umgehen, als andere.
Die Studie der Washington-State-Universität hat 49 Versuchspersonen verschiedene Aufgaben gestellt, die die Konzentration und Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf die Probe stellte. Von den 49 Teilnehmern sollten sich 34 über 38 Stunden wachhalten, während die anderen 15 normal schlafen sollten.
Die Ergebnisse des Versuches zeigten, dass die Versuchspersonen, die an Schlafmangel litten und eine bestimmte Genvariante des DRD2 besitzen, bei den Tests deutlich besser abschnitten. Das ergänzt sich mit dem Wissen, was man bereits über diesen Bereich erlangt hatte, nämlich dass DRD2 die Bereiche des Gehirns beeinflusst, die Informationen verarbeiten und kognitive Flexibilität steuern.
Der Fokus war gleich
Es ist jedoch nicht in allen Bereichen ein Vorteil, diese bestimmte Genvariante zu besitzen. Obwohl die Aufgaben mit kognitiver Flexibilität um einiges besser gelöst werden können, zeigte sich kein Unterscheid beim Fokussieren auf die Aufgaben zwischen den beiden Versuchsgruppen.
‘Schlafmangel beeinflusst die Menschen mit dieser bestimmten Genvariante überraschenderweise genauso wie die anderen, wenn es darum geht eine Aufgabe fokussiert zu lösen“, erklärt der Forscher Paul Whitney Professor der Psychologie an der Washington-State-Universität in einer Pressemitteilung.
Die Ergebnisse zeigen jedoch auch, dass die Effekte nicht generalisiert werden können und somit auch hochgradig von der jeweiligen Person abhängt.
Schlafmangel kann nicht eingeholt werden
Forschung hat gezeigt, dass Schlafmangel große Konsequenzen haben kann. Eine Studie von dem College of Medicine der Penn-State-Universität hat herausgefunden, dass nach fünf Tagen mit nur sechs Stunden Schlaf pro Nacht, die Aufmerksamkeit markant verringert wird. Gleichzeitig kann ein Entzündungszustand im Körper nachgewiesen werden.
Das bedeutet, dass das Immunsystem geschwächt wird und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht ist. Nach zwei Tagen mit 10 Stunden Schlaf hingegen normalisiert sich der Entzündungszustand – im Gegenteil zu der Fähigkeit zu Fokussieren. Die Forscher der Studie behaupten, dass andauernder und wiederholter Schlafmangel auf längere Sicht schädlich sein kann.
Nächstes Mal, wenn Sie sich nach einer langen Nacht müde fühlen und sich wundern, warum Ihr Kollege den Schlafmangel besser wegsteckt als Sie, dann können Sie sich ins Gedächtnis rufen, dass eine biologische Ursache dahinterstecken kann.
Es wird empfohlen acht Stunden pro Nacht zu schlafen.