Kann Antidepressiva zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen?

Kann Antidepressiva zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen?

Die Wirkung von Antidepressiva ist seit über 50 Jahren bekannt, doch nun ist es Forschern gelungen, eine weitere Wirkung nachzuweisen.

Antidepressiva wirken somit nicht nur auf das Serotoninniveau im Gehirn, sondern führen auch zu der Bildung von Synapsen zwischen den Gehirnzellen. Die Bildung von Synapsen zwischen Nervenzellen ist ein wichtiger Prozess zur Anpassung an Stresssituationen und genau diese Fähigkeit ist bei Menschen, die an einer Depression leiden, deutlich herabgesetzt.

Ungefähr 15-20% der deutschen Bevölkerung leiden an einer Depression im Laufe ihres Lebens. Eine Depression kann in jedem Alter auftreten, jedoch ist diese Krankheit zwischen dem 20.- und 30. Lebensjahr am häufigsten vertreten. Die typischen Symptome bei einer Depression sind unter anderem Traurigkeit, Initiativlosigkeit, Schlafprobleme und Interesselosigkeit.  Eine Depression kann mit psychotherapeutischen Behandlungen und Antidepressiva behandelt werden.

Seit den 1960er Jahren ist bekannt, dass ein Serotoninmangel im Gehirn für die Entwicklung von Depressionen verantwortlich ist. Aus diesem Grund werden auch Arzneimittel verschrieben, die die Wiedergewinnungsprozesse von Serotonin fördern, um eine erhöhte Serotoninkonzentration zu erzielen. Das Ziel der Behandlung ist es, den Abbau von Serotonin zu verhindern.  Antidepressiva werden auch SSRI genannt, was für „Selective Serotonin Reuptake Inhibitor“ steht. Die Arzneimittel verhindern, dass das Serotonin abgebaut wird.

Der Forscher Claus Normann und seine Kollegen der Universitätsklinik zu Freiburg haben sich mit diesem Zusammenhang genauer auseinandergesetzt.  Hierbei bekam man den Verdacht, dass die Hemmung des Serotoninabbaus nicht die einzige Wirkung ist, die Antidepressiva auf dem Körper ausüben. Eine Versuchsreihe an Mäusen hat gezeigt, dass sich eine weitere Wirkung nachweisen lässt.

Daraufhin versuchten die Forscher den Mäusen Antidepressiva zu verabreichen. Die eine Gruppe von Mäusen erhielt herkömmliche Antidepressiva, während die andere Gruppe eine abgeänderte Form der Antidepressiva erhielt, bei der die Hemmung des Serotoninabbaus nicht funktionierte. Im weiteren Verlauf stimulierte man die Mäuse mit stressenden Situationen, von denen man weiß, dass diese depressionsähnliche Verhaltensmuster herbeiführen.

 

Die Wirkung auf die Synapsen

Die Ergebnisse sind verblüffend und die Forscher erklären, dass das auch die abgeänderte Form des Antidepressivums eine antidepressive Wirkung ausübte.

Die Erklärung hierfür liegt in dem Anpassungsprozess der Mäuse. Bei Entstehung einer stressigen Situation, werden neue Synapsen im Gehirn gebildet und wie bereits erwähnt, ist diese Fähigkeit bei einer Depression herabgesetzt. Die Versuche haben nun zeigen können, dass Antidepressiva die Bildung von Synapsen fördern und somit normalisieren können. Antidepressiva wirken also nicht nur auf das Serotoninniveau, sondern fördern auch die Bildung von Synapsen als Reaktion auf Stresssituationen.

Die Erkenntnisse bahnen den Weg für eine neue Form von Arzneimitteln, die den Menschen helfen kann, die bisher keine zufriedenstellenden Effekte mit den herkömmlichen Antidepressiva erreichen konnten. Die Forscher erklären, dass die Studie einen großen Teil zur Forschung beiträgt, da es zu jetzigem Zeitpunkt nicht viele Präparate auf dem Markt gibt, die verschiedene Wirkmechanismen haben und somit nicht auf alle möglichen Krankheiten anwendbar sind.

Quellenverzeichnis

1. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29174591
2. http://www.wissenschaft.de/leben-umwelt/medizin/-/journal_content/56/12054…
3. https://www.sundhed.dk/sundhedsfaglig/laegehaandbogen/psykiatri/tilstande-…
4. https://pro.medicin.dk/Laegemiddelgrupper/Grupper/243058
5. O. Benkert, H. Hippius: Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie. 8. Auflage. Springer-Verlag, Berlin 2011.

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