Was ist Bulimie?
Bulimie gehört zu den psychischen Erkrankungen und ist typischerweise mit Essanfällen mit anschließender gegenregulatorischer Maßnahmen in Form von Erbrechen, Sport, Diäten oder der Einnahme von Abführmitteln verbunden.
Patienten mit Bulimie sind in den meisten Fällen von einem niedrigen Selbstbewusstsein und dem Gefühl von Machtlosigkeit geplagt. Aus diesen Gründen wird Bulimie meistens mit Psychotherapie behandelt. Forscher des Karolinska Institutes aus Schweden haben nun herausgefunden, dass Bulimie mit herkömmlichen Verhütungspillen behandelt werden kann.
Verhütungspillen als Behandlungsmöglichkeit?
„Wir konnten nachweisen, dass ein Drittel der weiblichen Patienten mit Bulimie an metabolischen Erkrankungen litten und, dass diese auch die Entwicklung von der Bulimie erklären konnten. Die metabolischen Erkrankungen sind häufig auf ein hormonelles Ungleichgewicht zurückzuführen“, erklärt Dr. Sabine Naessen.
Und worauf bauen diese Vermutungen?
Bulimie ist eine der häufigsten Essstörungen und betrifft Frauen bis zu zehnmal häufiger als Männer. In den meisten Fällen ist die Entwicklung der Krankheit psychologisch bedingt und kann aus diesem Grund mit einer Kombination aus Antidepressiva und Psychotherapie behandelt werden. Die Ergebnisse der Studie zeigen jedoch, dass Bulimie nicht nur psychisch bedingt ist, sondern dass auch die Hormone eine gewisse Rolle spielen.
Die Blutproben der Patienten zeigten eine erhöhte Konzentration des männlichen Geschlechtshormons Testosteron und eine niedrigere Konzentration des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen. Testosteron ist ein Hormon, das eine wichtige Rolle in der Appetitregulierung spielt und erhöhte Konzentrationen dieses Hormons können zu einem verstärkten Hungergefühl und Appetit führen.
Ist es eine alternative Behandlungsmöglichkeit?
Die Konzentration des Hormons Testosteron kann mithilfe von der Einnahme von östrogenhaltigen Arzneimitteln gesenkt werden: Die Verhütungspille. Die Studie von Dr. Sabine Naessen zeigte, dass das Verlangen nach fetter und zuckerreicher Nahrung bei den Teilnehmern deutlich abnahm und dass das Sättigungsgefühl bei der Hälfte der Patienten nach kurzer Zeit normalisiert wurde. Drei der Patientinnen wurden nach einer dreimonatigen Einnahme der Verhütungspille sogar als gesund erklärt. „Es konnte ein sehr positiver Effekt mit der Hormonbehandlung nachgewiesen werden und von daher stellt es eine gute Alternative zur Behandlung von Bulimie dar, wenn Psychotherapie nicht den erwünschten Effekt erzielen konnte“, erklärt Dr. Naessen.