Der Blutdruck ist einer der Parameter, den der Mensch selbst kontrolliert und im weitesten Sinne Verstand von hat. Viele haben sogar ein Blutdruckmessgerät zu Hause, um den Blutdruck ab und zu mal kontrollieren zu können. Deswegen ist es auch selten besorgniserregend, wenn der Blutdruck mal etwas von den Normwerten abweicht. Viele erleben jedoch, dass der Blutdruck um einiges höher bei den Messungen beim Arzt ist und das ist wahrscheinlich auf eine gewisse Nervosität zurückzuführen.
Im Englischen wird dieses Phänomen ‘White Coat Syndrom“ genannt und beschreibt im Grunde einen Zustand, bei dem der Blutdruck steigt, wenn man ihn von einem Arzt (in einem weißen Kittel) messen lässt. Einige Menschen haben einen konstant erhöhten Blutdruck, auch zu Hause. Bei einer Messung beim Arzt fällt der etwas erhöhte Blutdruck dann nicht besonders auf und der Bluthochdruck bleibt unerkannt. Das Southwestern Medical Center der Universität zu Texas hat eine Studie im Journal of American College of Cardiology veröffentlicht und berichtet darin über ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen mit unerkanntem Bluthochdruck.
Menschen, die entweder an einer Weißkittelhypertonie oder unerkanntem Bluthochdruck leiden, werden häufig mit der Nachricht nach Hause geschickt, dass der Blutdruck normal sei. Messungen in ruhigen Situationen zeigen keine erhöhten Werte. Die amerikanische Studie aus Texas hat nun aber gezeigt, dass besonders diese Patienten ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Organversagen haben. Die Forscher fanden heraus, dass 3,3% der Versuchsteilnehmer an einer Weißkittelhypertonie leiden und 17,8% einen unerkannten Bluthochdruck haben. Auch bei dem Versuch die Ergebnisse auf andere Faktoren wie Alter, Geschlecht, Ethnizität, BMI, Rauchgewohnheiten, Cholesterinspiegel, Diabetes und früheren Herz-Kreislauf-Erkrankungen abzustimmen und zu korrigieren, haben Patienten mit erhöhtem Blutdruck ein markant höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Frühere Forschung deutete darauf hin, dass das Schlimmste, was bei einer Weißkittelhypertonie passieren kann, eine unnötige Behandlung von Patienten sei.
Der Wissenschaftler Dr. Wanpen Vongpatanasin erklärt, dass dieses Phänomen ein wichtiger Faktor ist, den man im Auge behalten muss, da viele Ärzte dieses Problem nicht ernst nehmen. Vongpatanasin ist der Meinung, dass Personen, die zu Hause oder bei Messungen beim Arzt dazu neigen, einen erhöhten Blutdruck zu haben, auch in ruhigen Situationen und Ruhephasen an Bluthochdruck leiden. Das kann auf längere Sicht zu einem chronisch erhöhten Blutdruck führen. Der Blutdruckmessungen variieren den ganzen Tag, je nach Aktivitätsniveau und körperlicher Verfassung. Bluthochdruck ist ein bekannter Risikofaktor für die Entwicklung von Blutgerinnseln, Hirnblutungen, Nierenversagen und Gefäßverengungen. Der Blutdruck wird besonders bei Diabetikern und erblich vorbelasteten Patienten kontrolliert und ist ebenfalls ein Teil eines Gesundheitschecks. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO spricht man von Bluthochdruck bei einem Wert von 140 über 90. Bei Diabetikern ist die Grenze etwas niedriger bei 130 über 80.
Frühere Studien haben jedoch belegt, dass das Risiko für einen Schlaganfall bei niedrigeren Grenzwerten bei Diabetikern das Risiko for Komplikationen nicht signifikant verringert.
Quellenverzeichnis:
http://www.huffingtonpost.com/entry/white-coat-syndrome-blood-pressure-hypertension_us_5641204ee4b0411d3072366e